Auf vielfältige Weise wurde am 03.09.2014 zum 10. Thüringer Betreuungstag in Gotha Wissen vermittelt.
Zu diesem Zweck waren 165 Fachleute unseres Landes auf Einladung der Überörtlichen Betreuungsbehörde mit Sitz am Landesverwaltungsamt Meiningen angereist. Die Tagung war ausgebucht. 67 Interessenten nahmen erstmals an dieser Fachveranstaltung teil, was für das besondere Interesse am Thema spricht.
Bereits aus den Grußworten des Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft für Betreuungsangelegenheiten, des Rektors der Thüringer Verwaltungsfachhochschule und des Thüringer Justizministers ging hervor, dass das Thema der Tagung alle betroffen macht, denn der Gedanke, dass behinderten oder alten Menschen aus gutgemeinten Schutzgründen die Bewegungsfreiheit genommen wird, berührt jeden.
Nach einem sehr informativen Eröffnungsreferat, gehalten von Frau Angela Börner, Master of Science in Nursing, wurden zu einer Podiumsdiskussion verschiedene die Pflege in Einrichtungen betreffende Fachfragen diskutiert. Dabei wurde in Anbetracht der Zunahme von an Demenz erkrankten Menschen und der auf die Pflege hinzukommenden neuen Herausforderungen der Wunsch formuliert, dass fachübergreifende Konferenzen in Pflegeeinrichtungen zu Verbesserungen bezüglich der Pflegeschlüssel, der Betreuungsangebote und der Qualifikation der Pflegekräfte führen sollten.
Desweiteren wurde deutlich, dass externe Institutionen wie die Heimaufsicht oder der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MdK) im Rahmen ihrer Rolle und Verantwortung zukünftig ihr Augenmerk nicht allein auf die Frage lenken sollten, ob ein Mensch sachgerecht fixiert wurde, sondern auch darauf, ob diese Maßnahme überhaupt erforderlich ist und mögliche Alternativen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen in Erwägung gezogen werden können.
Viele bestehende Denkweisen und Mechanismen sind überdenkens- und verändernswert. Einziges Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität und die Wahrung der Würde des betreffenden Menschen bei verantwortungsvollem Abwägen zwischen Schutzmaßnahmen und Erhalt von Bewegungsfreiheit. Der Mut zum Einsatz von Alternativen, die Akzeptanz, dass Stürze auch zum Leben des behinderten oder alternden Menschen gehören, die Rolle von Heimaufsicht und MdK als "Bündnispartner" aller Beteiligten bei der Verwirklichung unserer Ziele waren weitere diskutierte Themen.
In den Arbeitsgruppen am Nachmittag bestand Gelegenheit, die Referenten des Jenaer Arbeitskreises und damit die Inhalte unseres Schulungsprogrammes kennenzulernen (siehe auch unter Schulungen/ Inhalte auf dieser Homepage). Betreuungsrichterin Frau Kerstin Seyffarth aus Jena leitete z.B. eine Arbeitsgruppe zur "Rolle und Verantwortung aller Beteiligten im Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen".
Mit dieser Veranstaltung haben viele Thüringer Fachleute Anregungen für ihre weitere Tätigkeit mit nach Hause genommen. Wir vom Jenaer Arbeitskreis sind dankbar für das Interesse und sehen den Erfolg der Veranstaltung darin, durch Sensibilisierung aller Teilnehmer an dem Schulungstag zur weiteren Reduzierung von freiheitsentziehenden Maßnahmen in unserem Land beigetragen zu haben.